12. Soephuisje – Westerstraat 138a / Kottermanstraat 1
Früher als in jedem anderen europäischen Land entwickelte sich in den Niederlanden während des Goldenen Zeitalters ein soziales Auffangnetz für Arme, Kranke, alte Mitmenschen und Waisenkinder. Die Initiative für diese karitativen Einrichtungen ging damals von begüterten Bürgern aus. Sie sahen darin eine christliche Verpflichtung als Ausgleich zu ihrem Reichtum oder mit anderen Worten, eine Form des modernen Ablasses. Erst später übernahmen Staat und Gemeinden diese gesellschaftliche Verantwortung.
Das auf Anfang des 17. Jahrhunderts datierte Wohn- und Geschäftshaus befand sich ursprünglich in Privatbesitz. Wer aus der Damenwelt eine neue Haube benötigte, fand hier noch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein ihr Glück.
Nach einigen Jahren des Leerstands erhielt das lang gestreckte Eckgebäude eine gänzlich neue Bestimmung. Über die Wintermonate richtete man in den Räumen eine Suppenküche und Aufwärmstube für die Bedürftigen der Stadt ein. Das Angebot traf auf reichlich Abnehmer. In zwei Wochen gingen 19.000 Liter Eintopf aus 224 Kilogramm Speck, 56 Kilo getrockneter Sellerie, 196 (!) Kilo Salz, 300 Kilo Hafer und einer Tonne Weizengrütze über die Theke. Was sich für den heutigen Gaumen vielleicht nicht besonders lecker liest, war auf jeden Fall nahrhaft.